Und damit meine ich nicht nur die Tätowierungen.
Claudia und ich trafen uns an einem sonnigen Vormittag im Herbst zu Plauderei und einem Fotoshooting - ich durfte ihr sogar etwas bei der Arbeit zuschauen! Aber fangen wir mal von vorne an.
Habt ihr selbst Tattoos? Ich ja, zwei. Ich habe sie mir vor einigen Jahren auf St. Pauli stechen lassen. Recht schnell gleich beide hintereinander. Dann habe ich mich davon überzeugt vorerst damit aufzuhören. Ich merkte wohl damals schon, dass diese Kunstart süchtig machen kann…
Nun stehe ich also da, vor dem Schaufenster von Stich.Hamburg und blicke zunächst auf die Dinge, die auf der anderen Seite der Glasscheibe
ausgelegt sind. Ich sehe Schmuck, bunte Aufkleber, wunderschöne Armbänder, Visitenkarten, Holz- und Steindeko.
Ich bekomme gleich einen warmen Eindruck, irgendwie sehr einladend und heimelig. Ein wenig schaue ich schon in den ersten Raum hinein, hebe mir den Rest allerdings für später auf. Ich beschäftige mich vorerst mit den Armbändern… 😉
Claudia führt mich zu Beginn durch die wunderschönen und liebevoll gestalteten Räume. Jeder Raum hat etwas für sich, sein eigenes Flair, allen gemeinsam allerdings eine Detailverliebtheit, von der ich mich kaum lösen kann. Ich stelle mir vor, dass ich selbst nach einem mehrstündigen Tattoostechen nicht alles gesehen haben werde.
Claudia erklärt mir, dass jeder Raum von den jeweiligen KünstlerInnen und der Eigentümerin persönlich und nach dem eigenen Gefühl gestaltet wurde. Wunderbar wie ich finde, hier gibt es überall etwas zu entdecken. Sicher auch hilfreich, wenn ich mich bei der ganzen "Piekserei" etwas ablenken möchte.
Ich bin natürlich sofort neugierig und stelle alle Fragen, die mir bei meinen eigenen Tätowierungen gar nicht in den Sinn kamen. Damals war ich viel zu aufgeregt. „Was passiert, wenn sie sich vermalt?“, „Was passiert, wenn mir das Ergebnis nicht gefällt?“, „Was ist, wenn ich die Schmerzen nicht aushalten kann?“ … darauf konzentrierte sich mein Kopf. Nun konnte ich mich innerlich sehr entspannt zurücklehnen und meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Für mich ist das Tätowieren wirklich eine besondere Art der Kunst. Ich selbst habe gerne und viel gezeichnet, gemalt. Da war das Papier aber auch starr, notfalls konnte ich radieren oder ganz neu anfangen. Wie macht man das nur, wenn der „Untergrund“ so beweglich ist? Und wenn ich nicht einfach von vorne anfangen kann? Und wie schattiert man? Wie sehe ich überhaupt zwischen „dem ganzen Blut“ irgendetwas?
Fragen über Fragen. Aber ich bekomme sie alle ganz liebevoll beantwortet.
Im Laufe unseres Gesprächs fällt mir auf, dass Tätowieren ja irgendwie auch etwas Therapeutisches mit sich bringt. Wir sprechen darüber, dass mehrere Stunden, manchmal über verschiedene Tage hinweg Zeit miteinander verbracht wird. Es geht dabei um Vertrauen, Kommunikation, Zuhören, Empathie, Ehrlichkeit.
Ich kann mich noch gut an die Planung meines zweiten Tattoos erinnern. Das „was“ und „wie“ war schon besprochen. Nur das „wo“ war noch nicht vollständig klar. Als ich vor dem Spiegel stand und ihren ersten Platzierungsvorschlag anschaute, fragte ich mich: „bin ich unfreundlich oder unverschämt, gar beleidigend, wenn ich einen anderen Vorschlag mache? Habe ich vielleicht kein gutes
Gespür für den richtigen Ort? Sollte ich ihren Vorschlag annehmen, da sie die Erfahrung hat?“ – verrückt irgendwie. Es ging ja schließlich um eine lebenslange Veränderung meines Körpers!
Als ich mit Claudia über meine Erinnerung spreche wird mir klar, wie wichtig eine gute Verbindung zum Tätowierer/ zur Tätowiererin ist. Wir sprechen darüber, wie wichtig Kommunikation ist. Ehrliche, achtsame Kommunikation. Den KundInnen die Möglichkeit und vor allem den Freiraum zu geben, ihre Gedanken offen zu äußern. Sie dazu zu animieren, ihr Bauchgefühl zu befragen. Und als TätowiererIn richtig hinzuhören. So treffen Wünsche und Expertise aufeinander und schaffen ein gemeinsames Ergebnis.
Ein Ergebnis, das dir das Gefühl geben kann, ein neuer Mensch zu sein. Dich „komplett“ macht. Dich an etwas erinnert, dich leitet oder begleitet.
Für mich waren beide meiner Tätowierungen etwas ganz besonders. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch ein bisschen mehr „ich“ bin. Ich fühlte mich authentischer. Erkannte mich besser. Und dass ich das nach Außen zeigen kann, macht es noch schöner.
Ich glaube, dass man als TätowiererIn eine Menge langanhaltende Freude in die Welt bringen kann. Claudia hat die Möglichkeit Menschen glücklich zu machen, in dem sie sie begleitet, ihnen zuhört, sich Zeit nimmt und am Ende ein meist lebenslanges
Geschenk mit auf den Weg gibt. Und ich glaube auch daran, dass eine Tätowierung und vor allem ihre Planung uns eine Menge über uns verraten kann. Wir denken darüber nach, was uns gefällt, was zu uns passt, was uns ausmacht.
Farbe, keine Farbe, romantisch, farbenfroh, schraffiert, verschnörkelt, symmetrisch, geometrisch, Tiere, Menschen, Städte, Schriften, Muster, …
Wir müssen uns mit UNS auseinandersetzen. Denn es geht hier um eine möglichst lebenslange Veränderung, die wir manchmal sogar täglich sehen können. Es ist ein Statement. Für uns, von uns.
Häufig nehmen wir uns lange Zeit, um das „richtige“ Tattoo zu finden. Hinterfragen, ob es wirklich „das“ ist. Das, was uns ausmacht, was wir lieben, wie wir sind. Was wir von uns nach Außen hin zeigen möchten. Was uns und unser Denken auf eine Art beschreibt. Was authentisch ist. Was uns glücklich macht. Weil es eben wir sind. Und niemand anderes.
Ich habe dieses wunderschöne Studio ohne ein neues Tattoo verlassen. Dafür mit zwei neuen
Armbändern, bunten Stickern, vielen Eindrücken und Gedanken. Ich habe viel Lachen und Staunen dürfen und hätte wahrscheinlich noch viel, viel länger beim Tätowieren zuschauen und Fragen stellen können. Aber ich glaube, irgendwann ist es auch richtig zu gehen. Zum einen, weil ich diese besondere, vertrauensvolle Kommunikation zwischen Tätowierenden und „Tätowiertwerdenen“ so schön empfinde, zum anderen, weil ich einfach glücklich und zufrieden war.
Und das sind doch mit die schönsten Gefühle, die man beim Verlassen eines Tattoostudios haben kann, oder?
Schaut doch gerne mal rein!
Claudia auf Instagram: https://www.instagram.com/clauditattoo/
Stich.Hamburg: https://stich.hamburg/
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