Heute besuche ich Kristin Bruns in Lüneburg.
Kristin ist Gesundheitscoach und Wechseljahreberaterin und hilft ihren Klientinnen dabei, ihre eigenen Bedürfnisse besser zu verstehen. Sie unterstützt sie dabei Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen, um nachhaltig Blockaden zu lösen und glücklich, selbstbestimmt und voller Energie durch ihr Leben zu gehen.
Mit ihr möchte ich über Ratschläge, gut gemeinte Tipps, aber auch über den eigenen Weg, die eigene Abgrenzung, das Stehen zu sich selbst, sprechen.
Wir alle kennen es sicherlich: Eine Person, vielleicht sogar eine uns nahestehende Person, ist der Meinung genau zu wissen, was für uns persönlich richtig ist.
„Ich an deiner Stelle …“
Je mehr Wert wir auf die Worte dieser Person legen, desto mehr kann uns diese Aussage innerlich und äußerlich bewegen. Nehmen wir an, unsere Eltern wissen genau, welche Vorgehensweise bei der Erziehung unserer Kinder die richtige Ist – wie reagieren wir, wenn es nicht unsere eigene Denkweise ist?
Versuche in diese Situation hineinzuspüren, was löst dieser Gedanke in dir aus? Wie würdest du reagieren?
Kristin und ich sprechen über mehrere Möglichkeiten. Zum einen können wir den Ratschlag übernehmen, wir können quasi durch fremde Hand handeln. Wir übernehmen das, was uns gesagt und für richtig dargestellt wird. Wir glauben, wahrscheinlich widerwillig, und versuchen umzusetzen.
Aber was macht das mit uns? Was macht das mit dir?
Gehen wir weiterhin davon aus, dass du ein anderes Bauchgefühl, eine andere Herangehensweise hättest, so wirst du dich nicht gut fühlen. Wahrscheinlich schaffst du es nicht, den Ratschlag der anderen Person als deine Handlungsweise „zu leben“, du wirst nicht authentisch sein. Du wirst es auch gegenüber deinen Kindern und anderen, denen du davon erzählst, ausstrahlen. Du kehrst dir selbst ein Stück weit den Rücken.
Du fühlst es einfach nicht als „dein Eigenes“.
Und hier sprechen wir bisher nur von einer Situation. Wenn du Glaubenssätze in dir bewusst oder unbewusst verankert hast, die dir sagen: „meine Eltern wissen immer, was zu tun ist“, „meine Meinung ist nicht wertvoll“, „ich bin nicht wertvoll“, „andere wissen es besser“, „ältere Menschen haben mehr Erfahrung, also mehr Wissen und Weisheit in jeder Situation“,… so wird es dir häufiger passieren, dass du dir selbst, deiner Persönlichkeit, deinem Ich den Rücken kehrst. Und je häufiger das passiert, desto mehr wirst du dich verlieren. Desto weniger lebst du dein Leben, sondern das der anderen.
Je mehr du dich für andere veränderst, desto mehr entfernst du dich von dir selbst.
Und irgendwann wirst du das wahrscheinlich auch spüren. Du fühlst dich vielleicht unglücklich, unzufrieden, weißt vielleicht gar nicht erst woher diese Gefühle kommen. Häufig gewöhnen wir uns Verhaltensmuster Stück für Stück über eine längere Zeit an. Vielleicht in diesem Fall genau deswegen, weil sie im ersten Schritt funktionieren: Die Eltern sind glücklich, zufrieden mit uns.
Als Baby, zu der Zeit der Aufwachsens haben wir in der Regel vor allem unsere Eltern, denen wir bedingungslos vertrauen müssen. Es ist ein Überlebensinstikt. Ohne sie, ist unser Überleben gefährdet. Irgendwann werden wir allerdings erwachsen. Und wir haben die Möglichkeit, unsere eigenen Wege zu gehen, auch zu überleben, wenn wir mal nicht einer Meinung sind. Alte, fest verankerte Denkmuster und Glaubenssätze können nun überdacht, verändert oder abgelegt werden.
Es kann Platz für Neues entstehen. Und dazu gehört ein wenig Mut, Vertrauen, die Liebe zu sich selbst und auch unsere persönliche Chance an uns, diesem Neuen einen Platz einzuräumen.
Denn was uns ja bekanntlich alle so einzigartig macht, ist unsere Geschichte.
Wir alle haben ganz unterschiedliche Lebenswege bis heute beschritten. Uns wurden Talente, individuelle Vorlieben, Träume, … mit auf den Weg gegeben, die uns zu diesem Punkt gebracht haben, an dem wir heute stehen. Wir haben unterschiedliche Schwierigkeiten im Leben durchlebt, sind auf unsere ganz individuelle Art und Weise damit zurecht gekommen, haben unsere Erfahrungen daraus mitgenommen.
Nur wir wissen ganz genau, wer wir sind. Zumindest sind wir am nächsten an der „Wahrheit“ dran.
Daher, wenn das nächste Mal eine Person zu uns sagt: „Wenn ich du wäre, …“ sollten wir kritisch hinterfragen, inwiefern diese Aussage überhaupt einen Sinn für uns ergibt. Denn: Diese Person, die da mit dir spricht, bist nicht du! Du bist du und niemand anderes. Und daher kann dir auch niemand anderes sagen, was für dich das richtige ist. Das können wir ja manchmal selbst nicht. Und da sind wir bei der zweiten Möglichkeit mit Ratschlägen umzugehen:
„Ach, so siehst du das.“
Wir können uns freundlich für die Idee der anderen Person bedanken und sie in unsere Gedankenwelt mitnehmen.
Wir fragen uns: „Wie fühlt sich dieser Gedanke in meiner Welt an?“, „Passt er zu mir?“, „Was macht er mit mir?“, „Kann ich diesen Gedanken mit vollem Herzen umsetzen?“.
Erst, wenn wir solch einen Gedanken mit „ja“ beantwortet haben, haben wir uns für uns selbst und unseren Weg entschieden. Erst dann ist der Gedanke einer anderen Person auch unser Gedanke und wir können ihm aus vollem Herzen für uns eine Chance geben. Eine Chance, weil wir es wirklich für uns wollen und nicht, weil wir denken, Wertschätzung zu erlangen, wenn wir nach einem ungeteilten Gedanken einer anderen Person handeln. Wir tun somit nicht anderen einen Gefallen und kommen ihnen näher, sondern uns selbst.
An dieser Stelle bringt Kristin noch einen anderen wichtigen Begriff ins Gespräch: Erwartungen.
Was sind Erwartungen eigentlich? Streng genommen sind es unsere Gedanken über die Erwartungen einer anderen Person. Wir denken, dass eine andere Person Erwartungen an uns hat, die wir (für sie?) erfüllen können oder sollen. Dann erhalten wir möglicherweise eine Gegenleistung: Akzeptanz, Liebe, Wertschätzung. In einer gesunden Beziehung zueinander sollte es natürlich so sein, dass wir diese Zuneigung auch dann erlangen, wenn wir uns für den Ratschlag bedanken, aber dann doch auf unserem Weg weitergehen. Und besonders wichtig: Diese Zuneigung sollten wir uns selbst geben können, unabhängig von den Aussagen anderen Menschen. Denn dann empfinden wir wirklich ein Gefühl von Freiheit, wir können für uns selbst sorgen.
Als nächstes spielt die Art der Kommunikation eine zentrale Rolle. Auf eine Aussage wie „kündige auf keinen Fall deine Arbeitsstelle!“ reagieren wir sicher nicht so zugewandt, wie auf „wie denkst du darüber, deinen Job zu behalten?“. Eine Unterhaltung mit Vorschlägen und Gedanken ist also leichter für beide Seiten, wenn wir versuchen, die andere Person zu verstehen. Ihnen nicht die eigene Geschichte anzuziehen, sondern die Person auf ihrem eigenen Weg beratend zur Seite zu stehen.
Eine wohlwollende Kommunikation also.
Denn an eins dürfen wir uns immer wieder erinnern: In der Regel wünschen uns unsere Eltern das Beste für unser Leben. Sie möchten, dass wir nicht gleiche Fehler machen wie sie. Sie tun alles dafür, dass die Dinge, die ihnen früher selbst geschehen sind, nicht auch uns passieren. Eben darum, weil sie uns die Gefühle ersparen wollen, die sie als unangenehm empfunden haben.
Und vielleicht bemerkt auch ihr solche Verhaltensmuster bei euch, wenn ihr im Kontakt mit der Generation nach euch seid. Gerade den eigenen Kindern wünschen wir das Beste, wollen ihnen helfen, wo sie sich selbst noch im eigenen Lern- und Findungsprozess befinden. Wir möchten einen Lernprozess verkürzen, gleich den vermeidlich richtigen Weg vorschlagen. Menschen schnell zum „Ziel“ (wessen Ziel eigentlich?) bringen, nicht bloß zusehen, wo wir hätten eingreifen können.
Sicherlich gibt es Situationen, in denen es sinnvoll ist, einzulenken. Wenn Kinder auf die Straße laufen zum Beispiel. Aber im Grunde sollten wir uns alle die Chance geben, jeden Tag zu lernen. Voneinander zu lernen. Egal ob alt oder jung. Erfahren oder unerfahren. Denn manche Dinge haben wir im Laufe unseres Lebens vergessen, verlernt, abgelegt. Und wenn wir dann einem Kind zuschauen, wie es beinebaumelnd in der Sonne sitzt und sich die Vögel am Himmel anschaut, können wir uns vielleicht daran erinnern, dass auch wir irgendwann einmal an solch einem Ort saßen. Wir damals ganz andere Gedanken, Wünsche, Pflichten hatten als heute. Und dass es auch guttat, noch nicht erwachsen zu sein. Den Tag ganz anders zu genießen, eine andere Ruhe zu empfinden. Und wir froh waren, wenn es da mindestens ein Person gab, die uns in für uns schwierigen Momenten sagte:
Ich bin für dich da. Ich sehe dich. Und ich begleite dich auf deinem persönlichen Weg.
Und auch, wenn wir nicht immer der gleichen Meinung sind, liebe ich dich. Denn du bist wertvoll, so wie du bist. Einzigartig in deinen Eigenheiten, mit deiner eigenen bunten Geschichte.
Ganz herzlichen Dank an Kristin für dieses wundervolle, inspirierende Gespräch, das ich hier mit euch teilen darf. Ich bin mir sicher, wir hätten noch einige Zeit beieinander sitzen und uns so lebhaft austauschen können. Ein vielfältiges Themengebiet, so vielfältig, wie wir Menschen selbst.
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"Urteile nie über einen anderen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist."
Alte Indianerweisheit
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