Ich muss mich ja gleich vorab outen – ich liebe es, Tagebuch zu schreiben. Bisher allerdings vor allem mit meiner (Handy-)Kamera. Durch diesen wunderbar sonnig, plaudrigen Vormittag in Katjas Atelier habe ich allerdings viele neue tolle Ideen bekommen. Kunst ist einfach so etwas Wunderbares!
Katja und ich haben uns das erste Mal an den Kunst- und Ateliertagen getroffen. Da stolperte ich in ihr Atelier und sah eine bunte Mischung aus verschiedenen Materialien, Farben, Kunstwerken,… und Nagellack! Sicher ein Traum so mancher Menschen. Nur diesmal werden diese Lacke vor allem für Katjas Kreativität genutzt.
Als ich an diesem heutigen Tag nun recht früh in ihren hellen, lichtdurchfluteten Raum eintrat, sah ich gleich als erstes wieder ihre ausgestellten Werke der Boston-Serie. Wie sie mir damals schon erklärte, habe sie jeden Tag ein solches Werk fertig gestellt. Sie habe eine bestimmte Anzahl Lacke ausgewählt, die sie immer wieder benutze und spontan, ganz nach Bauchgefühl und Stimmung, auf das Drahtnetz auftrug. Es entstanden 25 verschiedene Ergebnisse.
Ich fragte mich zuerst, dann sie, ob das nicht unglaublich entspannend sein müsse, so Kästchen für Kästchen (ungefähr 1mm Durchmesser) mit den farbigen Lacken auszufüllen. Als sie mir dann erklärte, dass ein Fehler dazu führe, dass das ganze Werk neu begonnen werden müsse, wurde ich schon etwas zurückhaltend mit meiner Nachahm-Euphorie. Das braucht sicher eine ganz schöne Konzentration… beim Häkeln kann ich schnell eine Masche wieder aufmachen und neu starten, aber das! Schon verrückt. Man braucht scheinbar ein hohes Maß an Konzentration und Detailgenauigkeit.
Im nächsten Schritt sprachen wir darüber, dass jedes Bild anders aussieht. Manchmal gefüllter, manchmal leichter. Mal härtere Strukturen, mal weichere. Als würden da Worte stehen.
„Heute fühle ich mich leicht, ich schwebe durch den Tag. Was erwartet mich?“
„Heute habe ich viel erlebt. So viel ist passiert. Ich muss das erstmal verarbeiten.“
„Heute habe ich Lust darauf, vieles auszuprobieren. Ich habe viele Möglichkeiten.“
… und so weiter.
Wie ein Tagebuch!
Nur so, dass es nicht jede/r sofort lesen kann. Nicht konsumieren kann. Als betrachtende Person muss ich mich damit beschäftigen, wenn ich es wirklich für mich verstehen möchte. Ob Katja das auch so in ihren Werken sieht, kann ich nur wissen, wenn ich sie danach frage.
Nicht einfach nur „konsumieren“. Darum geht es Katja bei ihren Lackarbeiten. Ich muss schauen, untersuchen. Neugierig bleiben, hinterfragen. Manchmal auch warten! Je nachdem, zu welcher Tageszeit oder bei welchem Licht wir ihre Werke betrachten, können wir etwas anderes wahrnehmen. Manchmal ist es wie ein gut durchfühltes Wimmelbild. Je länger ich schaue, desto mehr entdecke ich. Desto mehr hinterfrage ich, versuche ich zu verstehen.
Aber bei aller „Wimmelei“, die ich bewusst hier als Umschreibung genutzt habe, ist jedes Werk bewusst gefühlt. So, wie wir die Werke nicht nur konsumieren sollen, hat Katja sie nicht mal eben erstellt. Sie hat ihre eigene Leinwand. Keine, die sofort erkennbar ist. Sondern eine vielschichtige. So wie sie zu ihren Werken fühlt, manchmal auch über mehre Tage, wenn nicht Jahre (!) bis zur Fertigstellung, sind wir als Betrachtende eingeladen, das Werk beim Ansehen ebenfalls zu fühlen. Uns Zeit zu nehmen. Zu warten, wir sich das Werk vielleicht noch verändert.
Und à propos Veränderung: Es gibt noch etwas, mit dem sich Katja leidenschaftlich gern beschäftigt: Ihre Sunprints oder anders: Cyanotypie. Wie ich persönlich finde, irgendwie ein Ausgleich zu den teils sehr bunten. „aktiven“ Werken der Lackserien. Mich haben diese Werke sofort in den Bann gezogen. Sie wirken so… ruhig. Verträumt. Vielleicht auch etwas melancholisch und geheimnisvoll. Fast wie ein Infrarot-Foto. Und sie sind so unglaublich vielfältig! Dazu gleich mehr.
Nach unserem ersten Treffen schaute ich abends im Internet nach diesem Begriff.
Wie ich herausfand, wurde das Verfahren 1842 erfunden und seitdem unter anderem zur Vervielfältigung von beispielsweise Plänen, Architekturzeichnungen oder auch zur Dokumentation von Pflanzen genutzt. Das Trägermaterial (hier Papier) wird u.a. mit einer eisenhaltigen Substanz bestrichen, getrocknet, UV-Licht geschützt gehalten und ist dann bereit zur Bearbeitung. Legt man auf das so vorbereitete Medium Gegenstände und setzt alles einer UV-Licht-Strahlung durch beispielsweise der Sonne aus, geschieht das Spannende: es entsteht ein fotografisches Abbild.
Um an dieser Stelle nicht noch endlos lang über meine Begeisterung zu schwafeln, hier die für mich spannendsten Punkte:
Es ist so unglaublich vielseitig.
Im Prinzip kann man von allen Dingen, die mich in irgendeiner Weise interessieren, einen Abdruck machen. Katja zeigte mir viele Studien über verschiedene Dinge, die alle ihren ganz besonderen Charme haben. Sie können kombiniert werden, einzeln angeordnet, mit Geschriebenem versehen werden,… ich bin also absolut frei darin, wie ich mich ausdrücken möchte. Und das ist Katja an dieser Stelle auch besonders wichtig. Die eigene Persönlichkeit, die eigenen Gedanken mit in ihre Kunst zu bringen. Jedes ihrer Bilder ist ein Unikat. Teils lang durchdacht, geplant und umgesetzt.
Mein zweiter, mich sehr ansprechender Punkt: Katjas Tagebuch! Da ist es also schon wieder.
Sie erzählte mir, dass sie in einem ihrer Urlaube an jedem Tag ein Bild gestaltet habe. Teils sogar mit Koordinaten und Höhenangaben. Sie suchte sich für jeden Tag Dinge aus, die sie besonders inspirierten, die sie gerade sah, die einen bestimmten Ort beschrieben. Sie konnte sich anhand der Kontrastintensität der Bilder sogar an das Wetter erinnern (je schattiger, desto weniger UV-Strahlung, desto kontrastärmer die Konturen). Wieder eine wundervolle Art Tagebuch zu schreiben. Ein Tagebuch, dass sehr wenig bis keine Wörter benutzt, trotzdem aber eine Menge Gefühle
entstehen lassen kann. Es ist eine
besondere Art des Ausdrückens, die vor allem Katja im Nachhinein lesen und davon erzählen kann.
Was will ich euch also mit all dem mitteilen?
Zum einen möchte ich euch natürlich Katja und ihre Werke vorstellen. Meine Begeisterung dazu teilen.
Zum anderen aber auch davon erzählen, wie schön ich es finde, wenn man Möglichkeiten gefunden hat, sich kleine Tagebucheinträge in seinem Leben zu schaffen. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit sehr schnell an mir vorbeizieht. Darum suche ich mir Möglichkeiten, wie ich mich an einzelne Momente erinnern kann. Ich möchte gewisse Situationen gedanklich nicht verlieren. Sie sind mir wichtig, weil ich möglicherweise etwas aus ihnen gelernt habe, ich mich sehr an ihnen erfreut habe. Ich daran denken möchte, was ich zu diesem Zeitpunkt erreicht habe. Ich anderen davon erzählen oder ihnen etwas zeigen möchte. Für mich sind das kleine Lesezeichen in meinem Leben, an die ich immer wieder zurückgehen kann, wenn ich das möchte.
Für mich war hier die Fotografie immer eine sehr große Hilfe. Ich habe mein Handy immer griffbereit und eine einigermaßen gute Handykamera war mir daher auch besonders wichtig. Durch die Fotos, die ich von meinem Alltag mache, geht er mir in der Schnelllebigkeit nicht verloren.
Und weil nicht jede Person daran denkt oder ein Interesse daran hat, Fotos zu machen und vielleicht bisher auch keine andere Möglichkeit für sich gefunden hat, ein persönliches Tagebuch zu führen, freue ich mich, wenn ich euch dabei unterstützen kann, eure Herzensmomente für die Ewigkeit festzuhalten. Momente, die euch ausmachen, die euch glücklich machen, heute noch beeinflussen.
An dieser Stelle schon einmal ganz lieben Dank für euer Vertrauen, dass ihr mir entgegenbringt. Denn solche Momente, Fotos im Allgemeinen, sind ja auch etwas sehr Intimes, so denke ich zumindest.
Und darum hier auch noch ein liebes Dankeschön an Katja, die mich in ihre persönliche kreative Gedankenwelt eingeladen hat und die ich an dem heutigen Vormittag etwas bei ihrer Arbeit begleiten durfte. Das hat wirklich viel Freude gemacht!
Wenn ihr noch mehr von Katjas Werken sehen möchtet und euch auch für den Arbeitsprozess interessiert, besucht sie doch gerne bei Instagram!
Hier seht ihr Katjas Sunprints:
Und hier gelangt ihr auf die Seite ihrer Lack-Serien:
Viel Freude beim Staunen!
Du hast auch Lust auf ein Fotoshooting, das dich mit deinen Herzensthemen noch mehr verbindet? Du liebst es, Erinnerungen für dich festzuhalten?
Dann schreib' mir gern eine Nachricht! Ich freu mich darauf, dich dabei zu unterstützen.
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