Meinst du, Farben können auch Gefühle beschreiben?
Was ein herrlich kreativer Vormittag! Und auch damit meine ich nicht das materielle Schaffen, sondern viel mehr das gedankliche.
Ich musste ein wenig schmunzeln. An einem Dienstagvormittag verabredete ich mich mit Hannah und Miriam auf 10 Uhr zu Getränken, Fotos und Plauderei. Ich war richtig tiefenentspannt, denn so viel früher da! Dann war allerdings der Fußweg zu ihrer Haustür gesperrt. Erst versuchte ich den Hinterhof, Google zeigte mir das so an. Musste nun allerdings doch noch einmal ganz zurück und außen herum. Jetzt nur noch das richtige Klingelschild finden – wie war doch gleich Miriams Nachname? Mit kreativer Problemlösungsstategie stand ich letztendlich pünktlich bei den beiden an diesem wunderschönen Holztisch, an dem wir nun eine längere Zeit gedankenaustauschend verbringen werden.
Ach war das schön! Ich fühlte mich gleich wohl. Wir hatten uns bereits auf einem ihrer Onlineworkshops kennen gelernt, die zurzeit im zweiwochen-Rhythmus Dienstagabends via Zoom stattfinden. Das schaffe ich dann mit meinen beiden Töchtern auch mal. Also, besser gesagt ohne sie. Da habe ich dann nämlich Zeit für mich.

Zeit für mich…
Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich manche Hobbys ganz schön vernachlässige.
Nun kann man erwidern: „Dann sind sie dir wohl nicht wichtig genug.“
– Ja, das ist richtig. Manchmal müssen wir uns für unsere Prioritäten entscheiden. Da sind dann der Job, der Haushalt, die Menschen um uns herum wichtiger, als die Zeit für sich allein. Sicher ist auch das Zusammensein mit anderen Menschen, das für sie da sein, ein Stück weit eigene Zeit. Aber eben doch nicht so richtig. Ich reagiere immer auf die anderen, nicht auf mich selbst.

Das ist übrigens einer der Ansätze, die Miriam und Hannah für sich und ihre Arbeit gefunden haben. Den Menschen ein Angebot machen, Zeit für sich zu gestalten. Und zwar wirklich richtig für sich. Zum eigenen Inneren. Sich mit den eigenen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen. Dem Schmerz, der Freude, den Zweifeln, der Euphorie. Alles habe seine Daseinsberechtigung, alles dürfe gehört werden. Alles gehöre zu uns als Mensch dazu.
Wir sprechen einige Zeit über Denkmuster. Emotionale wie auch rationale.
Wie denken wir?
Was fühlen wir?
Warum löst es das in uns aus?
Warum blockiert etwas in uns?
Und wie können wir uns helfen, diese Blockaden zu lösen?

Wir merken nach einiger Zeit, wie komplex diese Themen doch sind. Schließlich tauchen Gefühle nicht einfach so auf, sie haben ihren Ursprung möglicherweise irgendwo da, wo wir den Zugang versteckt oder verloren haben. Vielleicht wissen wir nicht mal mehr von seiner Existenz. Vielleicht ist es dunkel und angsteinflößend dort.
Auf oberflächlicher Ebene ist es sicher möglich, für die Außenwelt in einem bestimmten Rahmen zu „funktionieren“. Wir gehen unseren rationalen Gedanken nach, planen unseren Tag, so, wie es für uns „gut“ aussieht. Doch irgendwann vielleicht kommt dieser Moment: Wo etwas passiert, das uns irritiert. Womit wir nicht umgehen, ja weitergehen können. Es ist wie eine rote Ampel, die wir anstarren und warten, dass sie von selbst grün wird.
Aber meist wird sie – hier auch wieder im übertragenen Sinne – nicht einfach grün. Wir müssen etwas dafür tun. Denn wenn wir einfach gehen und sie ignorieren, bleibt sie ja trotzdem rot…

Was ich damit sagen möchte, ist folgendes: Auch, wenn wir augenscheinlich unsere emotionalen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse unterdrücken, beiseiteschieben können, sind sie ja noch immer da. Und zeigen sich manchmal wieder. Ob in Gedanken, Handlungen oder in einem Werk, das entsteht, wenn ihr Hannah und Miriam besucht.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Was soll das, was ich male, über mich aussagen?
Erst einmal stelle ich dir hier bewusst die Frage: Möchtest du jetzt gerne etwas malen?
Und im Anschluss an deine Antwort: „Warum?“
Wenn ich mir diese Frage stelle, beantworte ich sie mir in der Regel so: „Ja, wollte ich ja schon immer mal wieder. Aber die Zeit… und was überhaupt? Ich will ja nun nicht einfach etwas anfangen, was ich nicht fertigbringen kann. Und was mache ich dann damit?
Ihr müsst vielleicht von vorn herein wissen, dass ich der Kunst sehr zugewandt bin. Ich wollte Kunst sogar zu meinem Beruf machen! Portraits haben mich schon immer begeistert. „Aber das Geld, … selbstständig arbeiten, … unsicher, ….“ – kurz gesagt: Ich hab’s damals gelassen. Aber das in einem anderen Beitrag. Ich wollte euch damit nur sagen: Ich habe keine Berührungsängste, nur Ausreden.

So landete ich übrigens auch im Workshop von Miriam und Hannah: Das war die Chance! Ein Zugang zu meinem Ich und einem meiner Herzensthemen. Hier seht ihr übrigens mein Werk, entstanden durch Frottage-Technik. Hab‘ ich noch nie vorher gemacht. Zumindest kannte ich damals den Namen dafür noch nicht.
Im Anschluss an unsere kreative Stunde dachte ich über mein Werk nach. Irgendwie alles so kantig. So eckig und, wenn auch harmonisch, durchstrukturiert. Eigentlich mag ich weiche Linien, Farbverläufe, Platz für Harmonie, Fantasie, Ruhe, Entspannung, Empathie.
Um jetzt auf eine vollständige Bildanalyse zu verzichten hier nur das eine: Mein Abend vor dem Workshop war sehr strukturiert, durchorganisiert, ich habe funktioniert. Und so sah das Bild irgendwie auch aus. Wie mein Abend. Nach einer Stunde Yoga hätte das anders wahrscheinlich ausgesehen. Und vielleicht hätte ich das Bild nach einiger Zeit nachgearbeitet. Die Ecken runder gemacht. Denn so passt es irgendwie besser zu mir. Wenigstens farbenfroh ist es.

Was haben Hannah und Miriam also an diesem schönen Abend gemacht, damit dieses Bild entstehen konnte? Sie haben uns begleitet. Sie haben uns Angebote gemacht, haben uns eingeladen uns umzuschauen, uns mit unserer Umgebung und der eigenen Persönlichkeit zu beschäftigen. Es gab einen zeitlichen Rahmen, der Rest war freie Gestaltung. Ein „an die Hand nehmen“ und mitgehen.
Klingt so einfach, oder?
Warum ist es das dann nicht? Häufig ist es doch genau das, was meine Antworten auf die Frage weiter oben andeuten. Wir sehen keinen Sinn darin. Darin, etwas zu erschaffen, was ohnehin keinen Nutzen für uns hat. Wir können unser Werk in der Regel nicht
verkaufen. Vielleicht beschreiben wir es sogar noch als „hässlich“ (ich wähle den Begriff bewusst), so, dass wir es selbst nicht mal behalten möchten. Wir sehen den Weg zu unserer Vorstellung eines fertigen Bildes als langwierig an und haben dabei nicht mal die Gewissheit, dass es nachher so aussieht, wie wir es uns vorstellen. Wir denken ergebnisorientiert.
Und dies ist ein manchmal ganz automatisch ablaufender Prozess, auf den Miriam und Hannah aufmerksam machen möchten. Sie möchten uns einladen, den Moment des Schaffens, das Auseinandersetzen mit dem eigenen Sein, die Auswahl der Materialen als das Erlebnis anzusehen. Als eigene Zeit, als Möglichkeit etwas über sich selbst zu erfahren. Sich und seinen Gedanken, Gefühlen näher zu kommen. Sich über das eigene Werk klarer mit sich selbst zu werden.
Dabei sei das, was nachher als „fertiges Werk“ entsteht, nicht zu bewerten nach „schön“ oder „nicht schön“, sondern als: „Schau mal, was du geschaffen hast. Kannst du dir vorstellen, warum das so ist? Was ist passiert?“

Manche Dinge können wir leichter hinterfragen, ansehen, suchen, wenn sie sich nicht direkt in uns befinden. Manchmal können wir uns leichter über andere Dinge ausdrücken. Sie helfen uns Fähigkeiten wiederzufinden, die uns zunächst in die Wiege gelegt, dann teilweise aber wieder verloren gegangen sind. Durch unser Umfeld, die Ansprüche anderer und unsere eigenen. Wir haben teilweise das für Kinder alltägliche Spielen, Bewundern, achtsame Entdecken verloren, so sagen Hannah und Miriam. Sie beide versuchen diesen Zugang mit ihrer Arbeit wieder herzustellen. Und laden uns ein, uns mit unserer eigenen Kunst zu erfahren, zu finden, zu verstehen. Sie begleiten uns auf einen Weg der Achtsamkeit mit uns selbst, der
eigenen Authentizität, wo alle Gefühle, Farben, Irrungen und Wirrungen ihre Daseinsberechtigung haben. Und wir beschauen sie urteilsfrei.
Achtsam mit sich selbst sein - klingt das nicht wunderbar?
Ich lade euch ganz herzlich zu einem Besuch der Website von Miriam und Hannah ein, auf der ihr auch das Wort „überMut“ finden werdet. Denn auf dieser Reise zu sich selbst müsse man manchmal auch ein wenig mutig sein.

Vielleicht sehen wir uns auch auf einem ihrer Workshops? Ich werde sicher bald wieder dabei sein. Mal schauen, was ich diesmal finde!
Instagram: https://www.instagram.com/uebermut_hamburg/
Die Fotos, auf denen ich abgebildet bin, sind von der lieben Coralie, hier kommt ihr zu ihr:
:-)
Du hast auch Lust auf ein Portraitshooting mit deinen persönlichen Momenten?
Dann schau dich gleich mal hier um:
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